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Bericht zur Erkundung in der Pfarrei der Zukunft Saarlouis

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Hier können Sie die PDF des gesamten Erkundungsberichts (inklusive der im Text erwähnten Anlagen) aus der Pfarrei der Zukunft Saarlouis herunterladen.

Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse und Wahrnehmungen

Thematische Zusammenfassung

Die Erkundungsthemen und Ergebnisse in der Pfarrei der Zukunft Saarlouis wurden, durch Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Rendezvous-Veranstaltungen und durch die Ergebnisse des Ideen und Methodenworkshops gewonnen. Ebenso wurden weitere Themen an die Erkunder von außen herangetragen oder Themen, die uns als Erkundende interessant erschienen, wurden aufgegriffen.

Aus dem Blick auf die Karte der Pfarrei der Zukunft Saarlouis ergab sich bereits ebenso eine Vielfalt von Themen aufgrund der Unterschiedlichkeit. Zum Beispiel fiel von der Topographie her auf, dass die Besiedlung im mittleren Teil der Pfarrei der Zukunft Saarlouis weit aus dichter ist als im oberen und unteren Teil. Ebenso wurde im Blick auf die Karte deutlich, dass es sowohl sehr ländliche als auch städtische Gebiete gibt.

Aus dieser Vielfalt von unterschiedlichen Themen und den Arbeitsergebnissen des Ideen und Methodenworkshop [SIEHE „ARBEITSERGEBNISSE AUS DEM IDEEN UND METHODENWORKSHOP“ IM ANHANG in der Dokumentation] wurden exemplarisch folgende Themen in den Blick genommen und Erkenntnisse gewonnen:

  • Kinder und Jugend
  • Krankenhauspastoral
  • Caritas
  • Natur und Kapellen
  • Ehemalig Engagierte
  • Kommunalpolitik

Hieraus ergaben sich Beobachtungen und Wahrnehmungen, die in Teil 3, „Kurzdokumentationen des Erkundungsprozesses“ (in der Dokumentation), vertiefend nachzulesen sind:

  • Durch das Verlagern von caritativen Aufgaben in die Ortscaritasverbände wird Kirche oft nicht mehr als diakonisch handelnde Institution wahrgenommen. Diakonisches Handeln in den Gemeinden vor Ort findet statt, hat aber oft keine Anbindung an die Ortscaritasverbände. An dieser Stelle könnten sinnvolle Vernetzungen entstehen.
  • Deutlich wurde, dass manche Caritasmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sich nicht mit Kirche identifizieren und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich nicht mit der Caritas identifizieren.
  • Partizipation ist wichtig, um Menschen zum Mitmachen zu motivieren: Menschen müssen beteiligt werden bei der Identifizierung und dem Erstellen von Angeboten = bedarfsorientiert agieren.
  • Da wo Kirche sich zurückzieht, abwesend ist, entsteht kein Vakuum von sozialem Engagement, sondern Menschen/Institutionen werden sich in irgendeiner Weise trotzdem engagieren. Menschen warten nicht auf die Kirche.
  • Manche Menschen vermissen die Kirche nicht, weil sie für sie keine Relevanz hat, stehen aber zu ihrem Glauben.
  • Glaube kann überall praktiziert werden.
  • Wer nicht in die Kirche geht, ist nicht automatisch „nicht religiös“.
  • Es gibt Menschen im kirchlichen Kontext, die mit großem Engagement und trotz vieler Widerstände ihre Arbeit mit Überzeugung und Freude tätigen. Dies gilt für Ehrenamtliche wie für Hauptamtliche.
  • Ehrenamtliche und hauptamtliche Tätigkeit und Motivation hängen oft von der wertschätzenden und respektvollen Haltung ab, die entgegengebracht wird.
  • Eine Willkommenskultur erleichtert einen guten Einstieg in die Begegnung miteinander.
  • Es gibt viele Menschen, die sinnsuchend und interessiert sind.
  • Kirchliche Verbände und Gruppierungen werden (noch!) in der Gesellschaft als wichtige Akteure wahrgenommen.
  • Kirchliche Institutionen übernehmen in vielen gesellschaftlichen Bereichen Verantwortung.
  • Geschlossene Systeme wie Haftanstalten benötigen eine professionelle seelsorgerische Begleitung.
  • Wir haben erlebt, dass die Menschen die Zusammenarbeit mit dem Bistum oftmals nicht als kooperativ wahrgenommen haben, es wurde ein Agieren auf Augenhöhe vermisst.
  • Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen wie Bau und Ressourceneinsatz benötigen eine gute Abstimmung zwischen den beteiligten Partnern, orientiert an den zukunftsweisenden pastoralen Entwicklungen und Konzepten.
  • Kollegialität und Loyalität sind wesentliche Grundlagen der vertrauensvollen Zusammenarbeit für das Bistum als Organisation.
  • Die Gewähr für gute und gelingende Zusammenarbeit ist immer personenabhängig.
  • Dort, wo ein gegenseitig wohlwollender, lebendiger und unterstützender Geist spürbar ist, geht vieles leichter von der Hand.
  • Dort, wo Leitung kompetent wahrgenommen wird, wirkt sich dies auf allen Ebenen (personell, fachlich...) positiv aus.
  • Projektleitung braucht Kompetenzen und Rahmenbedingungen um handlungsfähig zu sein.
  • Menschen brauchen Räume zur Glaubenskommunikation, mit einer guten Atmosphäre, die ansprechend wirkt, zeitgemäß und einladend ist.
  • Dort, wo sich Menschen mit Räumen und Themen identifizieren und sich wohlfühlen, kann ein Multiplikatoreneffekt entstehen.
  • An der Krankenhausseelsorge wurde deutlich, dass es wichtig ist, dass Kirche dort präsent ist, wo Menschen sich in Notsituationen befinden. Dort fungiert sie als Grenzgängerin an den Grenzen von Welt und Kirche, von Krankheit und Gesundheit, von Leben und Tod.
  • Menschen fühlen sich nur von Kirche wahrgenommen, wenn sie zur Kirche gehen.
  • Menschen sind überrascht, wenn Kirche an unerwarteten Orten präsent ist.
  • Ältere Menschen haben Angst vor Vereinsamung im Alter.
  • Kirchliche Institutionen, die eine gesellschaftliche, überkonfessionelle Verantwortung oder Bildungsverantwortung übernehmen (Intellektuell, emotional, sozial, spirituell), tragen zur Bildungsgerechtigkeit bei.
  • Menschen brauchen Seelsorger und Seelsorgerinnen als Ermöglicher, Beistand oder Ansprechpartner.
  • Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse im Prozess

    Bei den Erstkontakten fiel uns auf, dass die Menschen in den Dekanaten an unterschiedlichen Punkten des Synodenumsetzungsprozesses stehen. Wir haben von einigen Personen eine fragende und abwartende Zurückhaltung gespürt und uns wurde Skepsis entgegengebracht. Andere Personen zeigten sich aufgeschlossen und interessiert. Insgesamt wurden wir zu allen Gesprächen freundlich empfangen Wir haben die Dekanatsleitungen und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu eingeladen, sich an der Erkundung zu beteiligen, sich über die eingerichtete Homepage zu informieren und an den Veranstaltungen teilzunehmen. Es gab Kolleginnen und Kollegen, die sich gern im Erkundungsprozess mit einbringen wollten, andere haben signalisiert, dass sie aus unterschiedlichen Gründen nicht mitwirken werden.

    Zum Teil haben wir anfänglich Irritationen wahrgenommen, dass wir als Erkunder im Auftrag des Bischofs, losgelöst von den vorhandenen Strukturen, agieren können. Die Erwartungen, die die Menschen bei den Rendezvous-Veranstaltungen an uns Erkunder hatten, unterschieden sich deutlich von unserem Auftrag. Die Menschen erwarteten Informationen zum Synodenumsetzungsprozess, die wir aber zu diesem Zeitpunkt weder liefern konnten noch sollten. Ebenso erwarteten sie, dass wir eine Bestandsaufnahme ihrer Gemeinden anfertigten.

    In den Rendezvous-Veranstaltungen wurde deutlich, dass es interessierte Ehrenamtliche gab, die gut informiert von Seiten der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren und sich konstruktiv in die Erkundung einbringen wollten. Jedoch erlebten wir auch Widerstände und Skepsis, die oftmals durch den Synodenprozess begründet waren. Wir haben wahrgenommen, dass der Synodenprozess Ängste auslöst, Identität und Beheimatung gehen verloren, und es wird befürchtet, dass das eigene Kirchenbild nicht mehr gelebt werden darf.

    Trotz einer breit gestreuten Einladung, schienen sich überwiegend kircheninterne Menschen davon angesprochen zu fühlen. Kirchenfernstehende Personen waren die Ausnahme.

    Dies scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass Synode und Kirche wenig gesellschaftliche Relevanz haben und außerhalb von kirchlichen Kerngruppen kein Interesse an möglichen Veränderungen besteht.

    Vielen Teilnehmern war nicht klar, dass es beim Erkunden um das Wahrnehmen und Entdecken von Menschen, Themen, Orten außerhalb der Kirche unter einem sozialraumorientierten, diakonisch-missionarischen Blick gehen soll. Dies erschloss sich vielen erst während der Veranstaltung.

    Trotz den Informationen in den Rendezvous-Veranstaltungen gelang es nicht, allen Teilnehmern den Sinn der Erkundung zu erschließen.

    Es wurde zurückgemeldet und als mangelnde Wertschätzung empfunden, dass wir keine Bestandsaufnahme durchführten und die Gremien, Vereine oder Institutionen vor Ort nur exemplarisch erkundeten.

    Oftmals fiel auf, dass der Sinn und Wert einer Sozialraumorientierung im kirchlichen Kontext nicht erkannt wurde und schwer vermittelbar war. Dies zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Erkundungsprozess.

    Im Lernprozess der Erkundung fehlte zwischen theoretischer Einführung und der konkreten Umsetzung der Schritt des Zuschauens und des begleiteten, anleitenden Ausprobierens. Wenn zukünftig weiter erkundet werden sollte, dann müsste dieser Schritt mit eingebaut werden, um das Erkunden leichter zu erlernen.

  • Erfahrungen mit den Miterkundern und Miterkunderinnen

    Überraschend war, dass nach jeder Rendezvous-Veranstaltung, auch wenn sie noch so kontrovers verlief, Menschen bereit waren, den nächsten Schritt mit uns zu gehen. Einige der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich über den gesamten Erkundungsprozess in unterschiedlicher Weise engagiert und machten sich hierfür Zeit.

    Durch die Vorstellung der zahlreichen Erkundungsmethoden im Ideen und Methodenworkshop fühlten sich viele Miterkunder und Miterkunderinnen überfordert. Hier wäre es besser gewesen, erst nach der Auswahl eines Themas eine entsprechende Methode vorzuschlagen.

    Beeindruckend war, dass ehrenamtliche Miterkunder und Miterkunderinnen sich einem Thema sehr motiviert annahmen und dies alleine erkundeten und dokumentierten. Dabei handelte es sich meist um kircheninterne Felder, die erkundet und betrachtet werden sollten. Wir respektierten dies und unterstützten die Erkundungsprozesse.

  • Persönliche Lernerfahrungen und Entwicklungen in der Erkundungszeit

    Das Betroffen sein über die Aussagen der befragten Personen hat zu einem Überdenken und zu einer Veränderung des eigenen pastoralen Handelns geführt. Wichtig war die Erkenntnis, dass eine wertschätzende Haltung und der Respekt, den man jemandem gegenüber zeigt mit das Wertvollste sind, was man einem Menschen entgegenbringen kann.

    Beindruckend war, dass Menschen sehr off en und bereit waren, sich über Kirche und die Welt auszutauschen.

    Eine weitere Lernerfahrung war, dass man in solch einem intensiven langen Prozess gut für sich selbst sorgen muss, ohne die anderen dabei aus dem Blick zu verlieren.

    Wenn Kirche in ihrer Christusnachfolge eine Ausstrahlungskraft haben will, dann muss sie sich stärker in ihrer Weite, in ihrer Freiheit und Achtsamkeit den Menschen gegenüber zeigen.

  • Erfahrungen mit dem Team, dem Bistum und der Caritas

    Die Zusammensetzung in einem multiprofessionellen Team war sehr bereichernd und hilfreich. Aufgrund von unterschiedlichen Herangehensweisen an Themen wurde ein breiteres Erkundungsspektrum möglich.

    Deutlich wurde, dass das berufliche Zeitmanagement von pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Caritasmitarbeiterinnen und -mitarbeitern grundlegend unterschiedlich ist.

    Immer wieder fiel auf, dass es eine berufsinterne Fachsprache gibt, die sowohl innerhalb der Teamprofessionen als auch für außenstehende Zuhörer befremdlich wirken.

    Während des Erkundungsprozesses lernten wir den Wert einer guten terminlichen und strukturellen Kommunikation sowie einer verlässlichen Zusammenarbeit kennen. Die Zusammenarbeit im Team war gekennzeichnet von einem personellen Wechsel. Die Arbeitsfähigkeit des Teams und die Erkundung von vier zukünftigen Pfarreien waren dadurch zeitweise eingeschränkt. In Zusammenarbeit mit dem Bistum und der Caritas haben wir die Vor und Nachteile, sowie die Herausforderungen einer lernenden Organisation kennen gelernt. Dabei konnten wir das Bistum und die Caritas als zuverlässige Partner erfahren.