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Hier können Sie die PDF des gesamten Erkundungsberichts (inklusive der im Text erwähnten Anlagen) aus der Pfarrei der Zukunft Lebach herunterladen.
Bereits in der Rendezvous-Veranstaltung im „Big Eppel“ in Eppelborn, welche sehr zahlreich besucht war, gab es erste Hinweise auf Themenfelder, die möglicherweise erkundet werden sollten.
Zahlreiche Interessierte haben dann in dem folgenden Ideen und Methodenworkshop am 03.09.2018 schon eine konkretere Vorstellung von einem möglichen Erkundungsziel entwickeln können.
Aber auch außerhalb der Veranstaltungen haben Interessierte mit dem Erkundungsteam Kontakt aufgenommen und ihre Ideen mitgeteilt. Es war ein wichtiges Anliegen, alle interessierten Miterkunder und Miterkunderinnen, dort wo es gewünscht war, zu begleiten und zu einem selbstständigen Miterkunden zu ermutigen.
Schaut man sich die Karte der neuen Pfarrei der Zukunft Lebach an, stellt die Stadt Lebach eine Art Zentrum dar, umgeben von kleineren Gemeinden. Es gibt rundum verteilt viele sehr ländliche Gebiete. Eppelborn und Schmelz sind die wenigen größeren Ortschaften. In der Pfarrei der Zukunft Lebach werden zukünftig Teile von zwei Dekanaten zusammengelegt, was nicht unbedingt auf großen Zuspruch bei Haupt und Ehrenamtlichen stieß.
Aus der Vielfalt von unterschiedlichen Themen und den Arbeitsergebnissen des Ideen und Methodenworkshop [SIEHE „ARBEITSERGEBNISSE AUS DEM IDEEN UND METHODENWORKSHOP“ AM 03. SEPTEMBER 2018 IM PFARRHAUS IN SCHMELZLIMBACH, IM ANHANG in der Dokumentation] wurden exemplarisch folgende Themen in den Blick genommen und Erkenntnisse gewonnen:
Hieraus ergaben sich Beobachtungen und Wahrnehmungen, die in Teil 3, „Kurzdokumentationen des Erkundungsprozesses“ in der Dokumentation vertiefend nachzulesen sind.
Am 20. April 2018 wurden die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarreiengemeinschaften Lebach, Schmelz, Uchtelfangen, Eppelborn, Illingen und Dillingen-Lebach zu einem ersten Treff en eingeladen.
Bereits bei diesem ersten Treff en mit hauptamtlich Beschäftigten waren bei einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern große Unsicherheit und Widerstände gegenüber dem Synodenprozess und Skepsis gegenüber dem Erkundungsteam zu spüren. Andere Personen zeigten sich aufgeschlossen und interessiert. Am 18. Juni fand ein Rendezvous in Eppelborn für alle Interessierten statt. An diesem Rendezvous wurde erläutert, dass die Aufgabe des Erkunderteams nicht darin besteht, über die Synode zu informieren, sie zu rechtfertigen oder Kritik an der Synode entgegenzunehmen, sondern mit sozialräumlichem Blick Menschen mit ihren Nöten, Sorgen und Fragen zu begegnen und neugierig und unvoreingenommen etwas über sie zu erfahren. Dies ist bei einigen der Teilnehmer auf Unverständnis gestoßen, da sie sich erhoff t hatten, bei dieser Veranstaltung ihre Befürchtungen und Kritik thematisieren zu können.
Es gab aber auch Personen, die sich für den Prozess der Synodenumsetzung interessierten und die Erkundung als Chance gesehen haben. Es eröffnete die Möglichkeit, Themen in den Blick zu nehmen, die bisher nicht die volle Aufmerksamkeit der Kirche hatten und den Blick auf vermeintlich Bekanntes zu richten und damit die Perspektive zu erweitern.
So haben sich einige der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ehrenamtlich Engagierte auf den Prozess eingelassen und bei der Erkundung mitgewirkt. Allerdings gab es auch Menschen, die nach den ersten Treff en entschieden haben, nicht weiter als Erkundende tätig zu sein, da ihre Vorstellungen nicht zu dem passten, was die Erkundung eigentlich zum Ziel hatte.
Nach dem Ideen und Methodenworkshop am 03.09.2018 hat sich eine überschaubare Gruppe von Menschen auf den Weg gemacht eigene Erkundungen, zum Teil mit Unterstützung aus dem Erkundungsteam, vorzunehmen.
Zunächst stellt sich die Frage, warum nicht mehr „kirchenfern“ stehende Menschen ein Interesse am Erkunden haben. In der Rendezvous-Veranstaltung war ein recht großes Interesse spürbar. Allerdings ist es nicht gelungen, außenstehende Personen für eine weitere Mitarbeit zu gewinnen. Man könnte möglicherweise auch die Frage stellen, inwieweit überhaupt Menschen, die wenig oder nichts mehr mit Kirche zu tun haben, für eine Hinwendung zur Kirche zu bewegen sind. Offensichtlich ist es sehr viel schwerer diese Menschen zu erreichen als gedacht. Selbst die Miterkunderinnen hatten, sofern sie keine pastoralen Mitarbeiter waren, privat mit Kirche zu tun. Es gab keine „kirchenfernen“ Miterkunder oder Miterkunderinnen. Das ist sehr schade, denn ohne die Sicht der „Außenstehenden“ werden möglicherweise interessante und wichtige Aspekte und Erkenntnisse, die den Fokus auch einmal auf „Außenbereiche“ lenken, nicht gewonnen.
Im Rückblick hat das Erkundungsteam erkannt, dass die Anzahl und Auswahl der Methoden bzw. ihre Anwendung die Miterkundenden überfordert hat. Das führte auch möglicherweise dazu, dass sich potentielle Miterkundende von der Vielzahl der Methoden und dem sozialwissenschaftlichen Hintergrund abgeschreckt fühlten. Die Anforderungen der Methodik und der Dokumentation haben zum Teil zur Folge gehabt, dass ein interessantes Thema nicht immer verfolgt wurde.
Wenn zukünftig das Erkunden als Haltung und Methode eingeübt und dauerhaft eingenommen werden soll, ist es aus Sicht des Erkundungsteams notwendig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums, der Caritasverbände und auch alle Ehrenamtlichen darin zu unterstützen, anzuleiten und Rahmenbedingungen zu schaff en, die diese Haltung und das Anwenden der entsprechenden Methodik ermöglichen.
Das Betroffen sein über die Aussagen der befragten Personen hat zu einem Überdenken und zu einer Veränderung des eigenen pastoralen Handelns geführt. Das Kennenlernen und das Verständnis Füreinander im Team wurde von allen als bereichernd und förderlich für die eigene Entwicklung erlebt. Die Mitarbeiterin der Caritas wiederum hat ihr eigenes Verhältnis zu Kirche und Glauben reflektieren können und kann ihre Erfahrungen und Erkenntnisse im Verband einbringen und somit erste Impulse in Richtung missionarisch-diakonischer Kirchenentwicklung setzen.
Auf andere offen und unvoreingenommen zuzugehen, ist sehr viel einfacher bei Personen, die ebenfalls Offenheit signalisieren. Ganz anders schaut es aber aus, wenn man Menschen begegnet, die ablehnend oder vielleicht sogar aggressiv wirken. Um gerade diesen Menschen gegenüber aufgeschlossen und vorurteilsfrei zu sein bedarf es der Reflexion eigener Handlungsmuster. Erkundung braucht Ressourcen, die bereitgestellt werden. Dazu gehören insbesondere Zeitkontingente, den Sozialraum überhaupt kennenzulernen und in seiner Vielfalt zu erfassen. Erkundung kann nicht mal „gerade so“ und nebenbei erfolgen, wenn sie zu belastbaren und handhabbaren Ergebnissen führen soll. Und es braucht natürlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Haltung einnehmen und in der Praxis auch umsetzen. Dies gilt gleichermaßen für Hauptamtliche aus der Pastoral als auch Caritasmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.
Beindruckend war, dass Menschen sehr off en und bereit waren, sich über Kirche und die Welt aus zu tauschen.
Eine weitere Lernerfahrung war, dass man in solch einem intensiven Prozess gut für sich selbst sorgen muss, ohne die anderen dabei aus dem Blick zu verlieren.
Die multiprofessionelle Zusammensetzung des Teams wurde als sehr bereichernd und hilfreich empfunden. Aufgrund von unterschiedlichen Herangehensweisen und Perspektiven wurde ein breiteres Erkundungsspektrum möglich. Allerdings birgt dieser Umstand auch Konfliktpotential. Eine Herausforderung war immer wieder, die zum Teil sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf ein Thema in Einklang zu bringen bzw. einen Kompromiss zu finden. Dies kommt beispielsweise in der Einteilung der Arbeitszeit zum Ausdruck. Während pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund ihrer Tätigkeit sehr flexible Arbeitszeiten haben und sich dementsprechend einteilen können, haben Caritasmitarbeiter und -mitarbeiterinnen eher feste Arbeitszeiten.
Möglicherweise kommt hier etwas zum Ausdruck, was dem Team in allen vier Pfarreien der Zukunft begegnet ist: Caritas und katholische Kirche haben unterschiedliche Sprachen und unterscheiden sich auch in ihrem sozialen Handeln. In allen Pfarreien der Zukunft waren unsere Interviewpartner meist Leitungspersonen. Um die Perspektiven auf ein Thema zu erweitern, wäre es notwendig gewesen auch mit anderen Mitarbeitern oder Betroffenen zu sprechen.
Darüber hinaus wurde uns deutlich, dass Prozesse, sowohl terminlich als auch strukturell, gut miteinander kommuniziert werden müssen. Ebenso ist es wichtig, verlässlich zusammen zu arbeiten. Die Zusammenarbeit im Team war gekennzeichnet von einem personellen Wechsel. Die Arbeitsfähigkeit des Teams und die Erkundung von vier zukünftigen Pfarreien waren dadurch zeitweise eingeschränkt.
In Zusammenarbeit mit dem Bistum und der Caritas haben wir die Vor und Nachteile, sowie die Herausforderungen einer lernenden Organisation kennen gelernt. Wir erlebten das Bistum und die Caritas als zuverlässige Partner.