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Bericht zur Erkundung in der Pfarrei der Zukunft Koblenz

Zum Begriff "Pfarrei der Zukunft"

Die vorliegenden Dokumentationen beziehen sich auf die „Pfarrei der Zukunft“, wie sie durch den Prozess der Raumgliederung von 2017-2018 umschrieben wurde.

Nachdem der Bischof das Gesetz zur Umsetzung der Ergebnisse der Diözesansynode von 2013-2016 zurückgenommen hat, wie er in der Pressekonferenz am 20. November 2020 angekündigt hatte, wird dieser Raum nicht als kanonische Pfarrei (nach can 515 cic) errichtet.

Trotzdem werden wir die Bezeichnung „Pfarrei der Zukunft“ in den Erkundungsberichten beibehalten, da dieser Begriff in den vergangenen Jahren ein Arbeitstitel für die neu zu gründenden Räume war. Ebenso wäre es ein sehr hoher redaktioneller Aufwand, dies in den vorliegenden Dokumentationen zu verändern, da der Redaktionsschluss vor den Gesprächen des Bischofs mit der Kleruskongregation und dem päpstlichen Rat für die Gesetzestexte lag.

Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse und Wahrnehmungen

Thematisch

In diesem Kapital fassen wir einige Ergebnisse in Themen gebündelt zusammen. Weiterführende, spezifische Informationen finden sich in den Kurzdokumentationen und den Anlagen. (Download als PDF)

  • Ist Seelsorge eine Frage des Stils? – Gottesdienste und Pastoral

    Bereits im Rendezvous im neuen Raum finden sich unter den Themen viele Aussagen rund um die Materie Gottesdienste, Liturgie, pastorale Angebote und Begleitung. In unseren ersten Treff en mit den Menschen, die an der Erkundung mitwirken wollten, wurden Ängste, aber vor allem Fragen und Freude sowie hohes Interesse zu diesem Thema aktiv zu sein, deutlich. Ein sozialräumlicher Aspekt ist, die Interessen und was die Menschen vor Ort bewegt aufzugreifen. So entschlossen wir uns dazu, uns an den Anliegen der Miterkunderinnen und Miterkunder zu orientieren und gingen in diesen Erkundungsprozess.

    Im großen Spektrum dieses Themas tauchten folgende Aspekte immer wieder auf: Menschen machen sich auf den Weg zu Gottesdiensten, wenn sie Begegnung ermöglichen, sie berühren, gute Predigten und zeitgemäße Texte sowie gute Musik erfahren. Der Gottesdienstbesuch ist bei vielen in der heutigen Gesellschaft kein Pflichtprogramm mehr, er soll die Woche bereichern.

    Dabei ist nicht von Bedeutung, ob der Gottesdienst von Laien oder Priestern geleitet wird. Die Qualität, dass es ansprechend, berührend, bereichernd ist, ist von hoher Bedeutung und dafür werden auch (weite) Wege zurückgelegt.

    Wie erfahre ich von Angeboten? Auf welchen Wegen, welcher Plattform? Dies sind Fragen, die die Menschen beschäftigen. Sie wünschen sich sehr, dass es hier bessere, praktische, leicht abrufbare Informationsquellen und -medien gibt. Bei Gottesdiensten in Einrichtungen oder mit bestimmten Gruppen (z.B. Beeinträchtigte, Kindertagesstätten) erfuhren wir, dass es häufig für die Menschen besser ist, dass es Gottesdienste in ihren Einrichtungen gibt. Denn dort ist die Infrastruktur (z.B. Barrierefreiheit) besser und es wird sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Doch besteht daneben der Wunsch nach einem großen Gemeinschaftserlebnis mit anderen.

    Oft wird kritisiert, dass es keinen Kontakt zu Gemeinden gibt, nicht mal einen Ansprechpartner. Von Einrichtungen sind Unterstützungs- und Vernetzungssysteme sowie Ansprechpartner in der Pfarrei der Zukunft gewünscht [KURZDOKUS 03, 05 UND 06].

  • Familie und Kinder

    In den Rückmeldungen aus dem Rendezvous nahmen die Themenbereiche rund um die Familie einen großen Raum ein. Die veränderten Rahmenbedingungen von Familien erfordern eine Veränderung der Blickrichtung von Kirche im Umgang mit den Bedürfnissen von Familien. Neben dem Schutz von Kindern vor Überforderung und Missbrauch, sind es die Eltern, die Unterstützung und Hilfe bei ihrer komplexer werdenden Aufgabe der Erziehung benötigen. In einer Zeit permanenter Veränderung suchen Eltern nach Verbindlichkeit und Sicherheit.

    Die Rückmeldungen der Eltern aus katholischen KiTas, wie auch die Rückmeldungen der Kommune zeigen, dass die Arbeit der konfessionellen KiTas sehr geschätzt wird. Eine gute, zuverlässige und stützende Arbeit der Kindergartenträger ist ein wichtiger Stützpfeiler für die Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe. Viele Eltern, auch anderer Konfessionen, entscheiden sich bewusst für eine kath. Kindertagesstätte. Die Haltung und Werte, die in den kath. KiTas gelebt werden, haben eine hohe Bedeutung. Viele Eltern erwarten eine kirchliche Sozialisierung in den katholischen Kindertagesstätten [ KURZDOKU 03].

    Die Bedürfnisse der Menschen wahrnehmen und die Wertschätzung der Ehrenamtlichen unterstreicht das Leitbild der Familienbildungsstätte. Regelmäßig werden Befragungen der Teilnehmenden zum Programmangebot gemacht und in der Fußgängerzone zum Außenbild der Familienbildungsstätte. Als Träger des Mehrgenerationenhauses entstehen weitere Kontaktmöglichkeiten durch die offenen Angebote. In Schulen und Kitas macht die Familienbildungsstätte „Angebote auf Bestellung“. Die Familienbildungsstätte ist nach unserer Wahrnehmung und nach eigener Aussage ein Kooperationspartner mit vielfältigen Möglichkeiten. Sie sieht für die Zukunft Potential für die Kooperation und Vernetzung in der Pfarrei der Zukunft, kann aber nicht immer diejenige sein, die den ersten Schritt zur Kontaktaufnahme geht [ KURZDOKU 07].

  • Jugend: Kirche? – Die Glocken wecken mich…

    Auf die Frage an Jugendliche, was nimmst du von Kirche wahr, hörten wir spontan beispielsweise „Kirche? – Die Glocken wecken mich.“

    Ansonsten ist Kirche primär kein Thema für Jugendliche. Bedeutsamer ist die Rolle der Familie für sie. Es ist ein Beziehungsgeflecht, welches sie erleben und später auch selbst gründen möchten.

    Bei unserer Umfrage unter Schülern, was ihnen im Leben wichtig ist, kam das Thema Familie auf Platz zwei hinter Freunden. Das Thema Jugend war ebenfalls ein Erkundungsprojekt, welches aus der Sondierung der Themen mit den Miterkundern entstand. Wo beginnen wir? Was wollen wir? Dies brauchte in der Gruppe der Miterkunder etwas Zeit.

    An zwei Terminen trafen sich die Miterkunderinnen und Miterkunder in der FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral und lernten so die Fachstelle sowie den X-Ground/Kirche der Jugend kennen.

  • FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral

    Die Arbeitsfelder der FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral sind u.a. die Schulung, Ausbildung und Begleitung von Ehrenamtlichen. Hier ist das Themenspektrum recht umfassend, von der Grundausbildung als Gruppenleiter/-in, über themenspezifische Angebote bis hin zu Schulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt. Die jugendpolitische Interessenvertretung, die Vernetzung mit anderen – auch außerkirchlichen – Akteuren ist eine weitere Aufgabe, ebenfalls die Begleitung und Unterstützung von Jugendverbänden, der BDKJ Regionalversammlungen sowie der Bolivienpartnerschaft. Die Arbeit der FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral orientiert sich an den Lebenswelten und Bedürfnissen Jugendlicher. Sie ist gut vernetzt, arbeitet unterstützend und partizipativ.

  • X-Ground/Kirche der Jugend

    Der X-Ground/Kirche der Jugend bietet vielfältige Angebote, wie Gottesdienste, Taufe und Firmung von Jugendlicher und Erwachsenen, jugendkulturelle und thematische Angebote. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die offene Arbeit im Stadtteil Koblenz-Rauental. Ein sozialräumliches Angebot ist ein offener Treff für Kinder und Jugendliche, der von der Stadt Koblenz gefördert wird. Ferner ein regelmäßiges Angebot für Geflüchtete in Kooperation mit der Bürgerinitiative „Wir im Rauental“. Auch kooperiert die Kirche der Jugend eng mit den umliegenden Schulen und bietet Orientierungstage für deren Schüler/-innen an.

    Räumlich liegen die FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral und der X-Ground/Kirche der Jugend direkt nebeneinander in Koblenz-Rauental. Örtliche Vernetzungen im Sozialraum werden gepflegt.

    In einem Experteninterview erfuhr die Gruppe von einem Professor der Hochschule vieles über heutige Jugendkulturen und jugendliche Lebenswelten. Unter anderem die Kernaussage, dass in die Biographie der Kinder viel investiert wird. Dadurch werden Kindheit und Jugend immer weiter nachverdichtet: Dies bedeutet einen lückenlosen Lebenslauf ab Geburt. Da kann man sich fragen, wie kann Kirche im Leben der Jugendlichen einen Platz finden? Wie können Jugendliche, ohne Verzweckung oder Erwartungen an sie, Berührung zu Kirche haben und Erfahrungen mit ihr sammeln [KURZDOKU 09]?

    In der kath. Schule St. Franziskus berichteten die (jüngeren) Schülerinnen und Schüler, dass sie nur wenig Erfahrungen in ihren Pfarreien machen oder dort eingebunden sind. Anderseits, positiv gesehen, nehmen sie relativ unbefangen Kirche wahr – wenn auch teilweise eben einfach gar nicht [KURZDOKU 08].

    In der Regel haben die Eltern entschieden, dass sie auf diese Schule gehen sollen. Die Schülerinnen und Schüler sagen jedoch klar, dass in der Schule ein soziales Miteinander spürbar ist, sie in vorherigen Schulen anders erlebt haben.

    Die gottesdienstlichen Angebote sowie das Beten vor dem Unterricht und weitere Aktionen der Schule bieten nach Aussage einer Lehrerin die Möglichkeit, als katholische Schule kirchliche Sozialisation zu leisten und religiöse Erfahrungen zu sammeln.

    Ein weiterer Schritt der Miterkunder war, auf Jugendliche zu zugehen. In einer Stadterkundung in Koblenz befragten Miterkunder und das Erkunderteam Jugendliche: Wo und warum treffen sich Jugendliche in Koblenz? Welche Treff punkte gibt es? Was wünscht ihr euch für eure Freizeit in Koblenz?

    Die Jugendlichen begegneten uns mit Offenheit, waren kommunikativ und teilweise neugierig warum wir unterwegs sind. Treff punkte von Jugendlichen in Koblenz sind z. B. die Wiese vor dem Schloss, Forum, Löhr Center, Deutsches Eck sowie Bahnhof und Bushaltestelle Löhr Center. Eine Erkenntnis aus dieser Erkundung ist, dass bei einer Erkundungsplanung bedacht werden sollte, zu welcher Uhrzeit man Jugendliche antreffen kann und vor allem auch das Wetter ist ein Faktor, welcher beeinflusst, ob Jugendliche sich an öffentlichen Orten aufhalten.

    Der Versuch, mittels eines Flyers über die FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral die Gruppen der 72-Stunden- Aktion zu animieren, eine Rückmeldung an das Erkunderteam zu geben, blieb erfolglos. Es gab keine Reaktionen. Vermutlich fanden die meist doch kirchennahen Gruppen keine Zeit hierzu, da die Aktion alleine schon von vielen Eindrücken und Aufgaben gefüllt ist. Möglicherweise hat zudem der schriftliche Kommunikationsweg diese Erkundung misslingen lassen, denn unsere direkten, persönlichen Erkundungskontakte waren effizienter.

    Die Kommunen beklagen, dass sich Kirche immer mehr aus der Jugendarbeit zurückzieht, z. B. in Bendorf. Hier besteht der Wunsch nach mehr Engagement, Vernetzung und Zusammenarbeit. Früher vorhandene Strukturen der Jugendarbeit fehlen mancherorts. Sie warnen vor noch mehr Verlust bei größer werdenden Strukturen.

    Zu der Erkundung der Gruppe Jugend [KURZDOKU 09].

  • Menschen mit Beeinträchtigung

    Für Menschen mit Beeinträchtigung sind das Feiern von Gottesdiensten und die Begegnung mit Gleichgesinnten sehr wertvoll. Zwei solcher Orte können wir hier beispielhaft benennen. Zum einen wurde dies in der Gehörlosengemeinde deutlich, die sich einmal im Monat in Koblenz zum Gottesdienst mit anschließender Begegnung triff t. Viele nehmen hierfür eine weite Anreise in Kauf. Wir als „hörende“ Erkundende haben großartige Lernerfahrungen gemacht, weil wir u. a. in der Rolle der Außenseiter, der nicht Verstehenden waren, die Reduktion auf das Wesentliche erlebten. Unverkennbar braucht es Menschen, die die Kompetenz haben, mit Gehörlosen zu kommunizieren. Hier sei der Hinweis erlaubt, dass hierfür auch Seelsorger ausgebildet werden müssen [KURZDOKU 06].

    In den Rhein-Mosel-Werkstätten haben wir die hohe Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen wahrgenommen. Regelmäßige Gottesdienste, Trauerfeiern, spirituelle Angebote können von den Beschäftigten auf freiwilliger Basis besucht werden. Angeboten werden sie von der Bildungsbeauftragten. Sie hat viel Gestaltungsfreiraum und einer ihrer Kompetenz und Anliegen sind spirituelle Angebote. Dank ihrem Engagement finden Gottesdienste und weitere Angebote in der Einrichtung statt. Sie nimmt wahr, dass die Beschäftigten der Werkstatt sonst oft keinen Kontakt zur Pfarrei haben. Die Teilhabe am Leben ist wichtig. Wie kann eine Teilhabe am kirchlichen Leben gelingen [KURZDOKU 05]? In den Einrichtungen und Vereinigungen für Menschen mit Beeinträchtigung haben wir bei den Verantwortlichen ein hohes Bedürfnis nach Unterstützung und Begleitung, vor allem nach Ansprechpartnern in der Pfarrei der Zukunft wahrgenommen. Wer geht auf wen zu? Wie werden diese potentiellen Orte von Kirche in der Pfarrei der Zukunft vernetzt sein?

  • Ehrenamtliches Engagement

    Die Ehrenamtsarbeit ist ein grundlegendes Element unserer Gesellschaft. Im Rahmen unserer Erkundung konnten wir verschiedene Möglichkeiten von Engagement kennen lernen.

    In Kirchengemeinden sind neben den Messdienern, Pfadfindern, Kommunionhelfern und Lektoren die vielen ehrenamtlichen Frauengemeinschaften die viele Aufgaben im Verborgenen übernehmen. Die kirchlichen aber auch die kommunalen Vertreter fürchten um den Verlust dieses Ehrenamtes, da nicht klar ist wo sie in der neuen Struktur ihren Platz haben werden.

    Eine Form professionell begleiteter ehrenamtlicher Arbeit wird durch die Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe, kurz: WeKISS, geleistet. Diese wird unter anderem durch das Land Rheinland– Pfalz finanziert. Sie betreut auch Selbsthilfegruppen im Bereich Koblenz. Die Kontakt- und Informationsstelle arbeitet fachübergreifend und indikationsgruppenübergreifend. Sie unterstützt alle die auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe sind und hilft sowohl fachlich als auch logistisch bei einer Neugründung einer Gruppe. Sie organisiert eigene Projekte wie Clown-Doktoren, Ehrenamtsbörsen für Bürger oder die selbsthilfegestützte Seniorenarbeit [KURZDOKU 13].

    Über die Wertschätzung der Ehrenamtlichen und die gute Unterstützung dieser hörten wir in besonderer Weise in der Familienbildungsstätte.

     

„Engagement im Sozialraum verlangt, die dort lebenden Menschen und sozialen Gruppen mit ihren Ressourcen, mit der Vielfalt ihrer Biografien und ihren Widersprüchen, Brüchen und Sorgen angemessen wahrzunehmen. Die Kirche von Trier wird das Gespräch mit ihnen auf Augenhöhe suchen ….“

(ABSCHLUSSDOKUMENT DER SYNODE IM BISTUM TRIER, KAPITEL 4.1.1, S. 26)

Arbeit im Sozialraum

Die Haupterkundungen im genannten Sinne und sich daraus ergebenen Erkenntnisse werden hier kurz beschrieben. In den Kurzdokumentationen sind weitere ausführliche Informationen niedergeschrieben.

  • „Ganz leicht“ – Erkundungsgänge vor Ort

    Stadtteilerkundungen und Institutionenbefragungen fanden durch die Dekanatskonferenz am 17.08.2019 statt. Orte waren der Bahnhof/die Bahnhofsmission, die Jugendsozialarbeit „Im Kreutzchen“, das Bürgerzentrum Lützel, die Stadtentwicklung Koblenz und der „Heiligen Bezirk“ in Vallendar [ KURZDOKU 01].

    „Der Sozialraum lebt …“ nahmen wir im kirchlich getragenen Gemeinde- und Stadtteilzentrum St. Franziskus, Koblenz-Goldgrube wahr [KURZDOKU 02].

    Ferner war das Erkunderteam im sozialen Brennpunkt „Im Kreutzchen“ verbunden mit einem Experteninterview der Gemeinwesenarbeit der Caritas unterwegs [KURZDOKU 14].

    Eine weitere Stadterkundung in Koblenz machte die Untergruppe Jugend. Sie suchten Treffpunkte von Jugendlichen auf und befragten wo und warum sich Jugendliche an den aufgesuchten Orten treffen? Ob es noch andere Treffpunkte gibt und was sie sich wünschen für ihre Freizeit?

    Anfängliche Scheu der Miterkunderinnen und Miterkunder löste sich bei den ersten Begegnungen in den Erkundungsgängen auf, denn die Erfahrung, dass ihnen und uns Menschen off en begegnen, sich auf ein Gespräch einlassen und möglicherweise auch noch nach unserer Motivation fragen, überwog.

    Aus den Erkundungsgängen vor Ort kann festgehalten werden „Es ist nicht so schwer, aber man muss sich auf den Weg machen“.

    In Ortsbegehungen des Erkunderteams machten wir die Erfahrung, dass viele Kirchen off en waren und dies manchmal sogar deutlich im Umfeld der Kirche sichtbar gemacht wird, z. B. mit Aufstellern (Citykirche, Ehrenbreitstein). An vielen kleinen Kapellen und beispielsweise der religiösen Parklandschaft der Pfarrer-Kraus- Anlagen in Koblenz-Arenberg ist uns aufgefallen, dass es Menschen geben muss, die diese besonderen Orte pflegen und erhalten, denn sie waren meist in gutem Zustand [KURZDOKU 12].

  • Vernetzung

    Aus den Erkundungen zeigen sich viele Möglichkeiten zur Vernetzung. Dies ist eine Chance. Kirche muss nicht Alles selber machen. Sie ist ein Teil der Gesellschaft und Kooperationen eröffnen neue Möglichkeiten und erhöhen die Vielfalt.

  • Kommune

    Wir im Erkunderteam haben als einen Schwerpunkt gewählt, Kontakt zu Kommunen aufzunehmen. Spannend ist deren Sicht von außen auf Kirche und Gemeinde. Die Außensicht auf unsere kirchlichen Gemeinden und Strukturen kann die eigene Perspektive verändern. Ein hohes Interesse an Vernetzung wurde signalisiert. Die Wahrnehmung von Kirche ist nicht immer eindeutig. Manchmal werden kirchliche Engagements kommunal nicht so gesehen. So werden bspw. mancherorts die Projekte der Caritas häufig nicht im kirchlichen Bezugsrahmen wahrgenommen [KURZDOKU 04 UND 11].

  • Rückmeldungen zur Außenwahrnehmung von Kirche

    In den Gesprächen mit kommunalen Vertretern, Eltern, Passanten wurde eine positive Wahrnehmung von Kirche mit den Institutionen Kindergarten, Schule und Caritas verbunden. Die Wahrnehmung der Strukturreform und Themen der Kirche im Allgemeinen sehen die Menschen als eine „Beschäftigung der Kirche mit sich selbst“. So wird seitens der Kommunen der von ihnen wahrgenommene zunehmende Rückzug der Kirche aus dem KiTa Angebot bedauert. Sie gebe an dieser Stelle die Vermittlung religiöser, christlicher Werte auf. Es entstehe der Eindruck, dass dieser Rückzug in erster Linie finanzielle Gründe habe.

    Ein Rückzug aus der kirchlichen Jugendarbeit hat zur Folge, dass diese inzwischen teilweise durch andere kirchliche und nichtkirchliche Träger übernommen wird.

    Folgende Fragen und Aussagen sind exemplarisch für eine Grundstimmung der Menschen vor Ort/ an der Basis:

    • Wann ist ein Mensch Christ? Nur wenn er Kirchensteuer zahlt?
    • Der Weg des Bistums, Großpfarreien zu schaffen ist falsch und wird kein Geld sparen.
    • Die Gläubigen vor Ort werden nicht mitgenommen. 

    Unsere Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse im Prozess Nachdem der Erkundungsprozess abgeschlossen ist, fassen wir noch einige Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse aus dem Erkundungsprozess zusammen. Dabei handelt es sich um Themen, die wir übergreifend in den drei Pfarreien der Zukunft (Andernach, Bad Neuenahr- Ahrweiler und Koblenz) wahrgenommen haben. Wir formulieren sie auf dem Hintergrund der Synode und der Sozialraumorientierung als leitender Methode der Umsetzung und Erkundung.

     

Unsere Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse im Prozess

Nachdem der Erkundungsprozess abgeschlossen ist, fassen wir noch einige Erfahrungen, Beobachtungen und Erkenntnisse aus dem Erkundungsprozess zusammen. Dabei handelt es sich um Themen, die wir übergreifend in den drei Pfarreien der Zukunft (Andernach, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Koblenz) wahrgenommen haben. Wir formulieren sie auf dem Hintergrund der Synode und der Sozialraumorientierung als leitender Methode der Umsetzung und Erkundung.

  • Kommunikation

    „Kommunikation ist alles“, so wird gerne gesagt. Auch uns ist das Thema „Kommunikation“ als erstes in den Sinn gekommen, als wir diesen Punkt zusammenfassen wollten.

    Wir waren darüber erstaunt, dass Kommunikationswege (wie Briefe, die Homepage, Flyer), in Bezug auf den Erkundungsprozess im Bistum Trier, nur sehr wenig bei Haupt- und Ehrenamtlichen zum Verständnis dessen beigetragen haben. Die Intention der Einladung zum Rendezvous (es geht um die Erkundung und die Gewinnung von Miterkundern) – kam oftmals nicht an. Bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gab es andere Erwartungen, nämlich Informationen zur Synode zu erhalten und um ein Forum, um Bedenken und Ängste äußern zu können.

    Eine Erfahrung aus dem Einstieg in die Erkundung in den verschiedenen Pfarreien der Zukunft: die erste Kommunikation prägt so stark, dass das Gelingen oder Misslingen des Prozesses davon abhängen kann. Schnell gibt es Missverständnisse, vor allem sprachlicher Art. Kommunikation auf Augenhöhe ist wichtig, damit Botschaften hinter den Aussagen gesehen und gehört werden können, bzw. nicht gemeintes benannt und erkannt werden kann. Kommunikation ist also abhängig von Beziehungen, ist mehrschichtig (Thema: Beziehung – Sprache – Zielrichtung, Sprachfähigkeit erhalten und herstellen).

    Eine weitere Fragestellung: wo werden Informationen nicht kommuniziert? Die Kommunikation von Informationen ist stark abhängig von sehr unterschiedlichen Strukturen. In den zukünftigen Pfarreien der Zukunft muss geklärt sein, wie Haupt- und Ehrenamtliche zu Informationen kommen und wie sie weitergegeben werden.

    In diesem Zusammenhang ist zu klären, welche Kommunikationsmittel und -medien geeignet sind und welche Kanäle genutzt werden können. Dazu braucht es technisches Verständnis (z.B. bei der Erstellung einer Homepage), zudem ist die Arbeit zeitintensiv. Vor allem braucht sie Kompetenzen, die in Zukunft zur Verfügung gestellt werden sollten, und zwar in jeder Pfarrei der Zukunft.

    Positiv haben wir die Arbeit mit den Erkunder-Postkarten erlebt. Sie sind kurz und prägnant, die Aussagen und Fotos sprechen die Menschen an, sie entsprechen dem heutigen Kommunikationsverhalten, sie sind nicht nur kirchenspezifisch erstellt, sie sind visuell einfach schön. Ihre Symbolik erschließt sich von selbst, Kommunikation über das Erkunden wird möglich. Sicher können sie auch in Zukunft weiter eingesetzt werden. 

  • Die Vielfalt der Player im Raum

    In der heutigen Gesellschaft hat die Kirche und haben kirchliche Einrichtungen keine selbstverständliche Aufmerksamkeit mehr. Ihre Relevanz schwindet. Die Vielfalt der sozialen Einrichtungen unterschiedlicher Träger ist groß.

    Von Seiten der Kirche (auf allen Ebenen, auch „vor Ort“) wird meistens nur innerkirchlich geschaut, andere Player sind nicht im Blick. Und selbst innerkirchlich ist nicht allen alles bekannt, vertraut und schon gar nicht vernetzt. Dies wird deutlich in den Bedarfen nach Unterstützung und Vernetzung. Wie geschieht dies in der Pfarrei der Zukunft?

    Ist die Synodalversammlung, in der alle vorkommen, die als Kirchorte organisiert sind, das zentrale Vernetzungsorgan? Was ist dann mit den Kontakten zu anderen Konfessionen, zu nichtkirchlichen Einrichtungen und Trägern? Wie entsteht Kontakt zu ihnen? Durchgehend wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass andere Einrichtungen (inner- wie außerkirchlich) oft nicht im Blick sind. Ökumenische Kontakte müssen als wesentliche Aufgabe weiter ausgebaut werden.

    Aus sozialräumlicher Sicht erscheint es sinnvoll, dass sich die kirchlichen Träger noch weiter öffnen und in die Gesellschaft hinein gehen, sich dort positionieren und Haltung zeigen. Kirche muss nicht alles selber tun. Es lohnt sich zu kooperieren. Wir müssen lernen, in Kooperationen Chancen zu entdecken.

    Es gibt eine Vielfalt an Möglichkeiten, als Kooperationspartner aufzutreten. Solche Partner lassen sich erkundend entdecken, wenn der Sozialraum als etwas Gemeinsames für die Menschen wahrgenommen wird. Innerkirchlich fehlen oft Orte (Konferenzen), in denen sich kirchliche Einrichtungen regelmäßig treffen sich austauschen.

    Kirchliche Träger müssen/können sich auf dem Markt platzieren, sonst nehmen andere den Platz ein; das geschieht zunehmend beispielsweise im Bereich der Kindergärten. Will Kirche das Feld räumen? Dieser Eindruck entsteht. Die Bürgermeister haben dieses Thema meist an erster Stelle genannt.

    Sie benennen auch die Gefahr, dass die Kirche hinten runter fällt, dass andere Träger wichtige Bereiche übernehmen und die Kirche gesellschaftlich irrelevant wird. Die Pfarrei der Zukunft sollte das im Blick behalten. Christen haben auch eine gesellschaftliche Verantwortung für Themen, die ihnen wichtig sind.

  • Ansprechpartner der Zukunft

    genau hinschauen, hinhören, Arbeitsbereiche strukturieren, organisieren ...

    In fast allen Kontakten wurde der Wunsch deutlich und der Hinweis gegeben, dass es in der Pfarrei der Zukunft Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen braucht. Das bedeutet verlässliche Zuständigkeiten für Orte, Gremien, Initiativen und Gruppen, sprich: für alle „Orte von Kirche“.

    Nach unserer Wahrnehmung ist es für die Menschen vor Ort außerordentlich wichtig, klar zu strukturieren, zu organisieren und vor allem transparent zu veröffentlichen, wer für was zuständig ist.

    Es braucht eine Öffentlichkeitsarbeit und Infrastruktur, die Informationen verbreitet und zugänglich macht. Das ist für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Kompetenzen der Menschen nötig.

    Vermutlich müssen es unterschiedliche Medienkanäle sein. Dazu gehören auch feste und verlässliche Ansprechpartner vor Ort, mit guter Erreichbarkeit, sowie Kontaktstellen- und Transparenz auf allen Ebenen. Die Veröffentlichung wichtiger Informationen und deren Abrufbarkeit muss sichergestellt werden.

    Wie fließen die Ergebnisse der Dokumentationen ein in die Arbeit der Pfarrei der Zukunft? Unseres Erachtens sollten die Ergebnisse dieser Erkundung und weiterer Erkundungsprozesse in eine qualitative Öffentlichkeitsarbeit implementiert werden.

    Die Erkundung selbst soll zukünftig zur Daueraufgabe werden, zu einer Haltung: sozialraumorientiert denken, planen und handeln.

    Bei aller Forderung nach festen Ansprechpartnern darf nicht die Eigeninitiative, die Ermächtigung „wir können selbst was ans Laufen bringen“ gebremst oder eingestampft werden. Das gilt für das Selbstverständnis der „Verantwortlichen“ genauso wie für das Selbstbewusstsein der Menschen, die mit ihren Charismen das Leben der „Orte von Kirche“ gestalten sollen. Auch hier gilt weiterhin was die Synode formuliert hat: „Charismen gehen vor Aufgaben“. 

Erfahrungen aus unserem Team

  • Zusammensetzung, Zusammenarbeit

    Unser Erkunderteam bestand aus einer Sozialarbeiterin des Caritasverbandes, einer Pädagogischen Referentin einer Fachstelle für Kinder- und Jugendpastoral und einem Gemeindereferenten. Diese Zusammensetzung, die für jeden für uns neu war, haben wir als bereichernd und fachlich ergänzend erfahren.

    Schwierig war die Tatsache, dass wir zu 25% als Erkunder und weiterhin zu 75% in unseren eigentlichen Tätigkeitsfeldern beschäftigt waren. Schwierig war es deshalb, weil Terminabsprachen und die Koordination unserer Erkundungen sehr komplex waren.

    Wir haben ein kollegiales und wertschätzendes Miteinander erfahren. Bereichernd war die Tatsache, dass unterschiedliche Professionen unterschiedliche Zugangsweisen und Sichtweisen haben. So sind wir in den Raum und an die Arbeit gegangen, in der Regel als Team mit mindestens zwei Erkunder/innen, um die Wahrnehmung und unsere Perspektiven zu erweitern.

    In der Reflexion und dem Austausch gab es gelegentlich die Schwierigkeit, die Sichtweisen wieder zu vernetzen. Vor allem aber haben wir daraus gelernt! Fachlich und persönlich war das eine Chance. Aber auch die Eigenlogik, die Stärken und Herausforderungen des jeweils anderen Systems wurden uns deutlicher. Wir haben andere Perspektiven einnehmen können.

    Im Austausch und der Erfahrung, dass drei Professionen mehr sehen als eine, sind Respekt und Vertrauen gewachsen.

    Leider war die Zeit auch geprägt durch Krankheiten und damit verbundene Ausfälle. Fragen, die dabei entstanden, waren zum Beispiel: wie ist die Einbindung dessen, der krank ist möglich, werden Vorgehensweisen zu zweit oder zu dritt besprochen? Nimmt man Rücksicht auf den, der vorübergehend nicht dabei ist oder schont man die Person? So etwas sollte ein Team immer gut klären und besprechen. Die „Kommunikation zu Dritt“ ist dann schon möglicherweise eine kleine Herausforderung.

    Multiprofessionelle Erkunderteams waren ein Experiment, vor allem auch im Hinblick auf die zukünftigen Leitungsteams – wir finden, das ist ein gelungenes Experiment. Welche Konsequenzen wird das für eine zukünftige Gestaltung haben?

  • Alles ist exemplarisch

    Erkundung kann nur exemplarisch sein.

    Dieser Satz, den wir auch zu Beginn gerne verwendet haben, hat sich sehr bewahrheitet. Die Erkundung blieb exemplarisch. Die Arbeit mit Miterkundern braucht Zeit im Prozess, schon deshalb, weil man auswählen muss und Zeit nur sehr begrenzt zur Verfügung stand. Es gab bei den Rendezvous zu Beginn eine Vielzahl von Themen, die von den Teilnehmern genannt wurden, aber nur relativ wenige Themen kamen zum Tragen. Hinzu kommt, dass wir auf Interessen gestoßen sind, die vordergründig nur schwer mit dem sozialräumlichen Ansatz zu vereinbaren waren. Es waren aber Themen, die den Leuten auf den Nägeln brannten. So bleibt noch einmal zu betonen, dass gewonnene Informationen für alle Pfarreien der Zukunft wertvoll sein können und man sicher aus der Fülle der Erkundungsprozesse im Bistum Anregungen für viele Bereiche finden wird.

    In der Erkundung haben wir erlebt, dass jeder Ort wertvoll ist. Dass man überall Menschen findet, die für ihr Thema brennen oder sich begeistern lassen. Das hat uns sehr berührt. Und es lässt uns an die Gegenwart Gottes in jedem Menschen glauben. Das haben wir hautnah gespürt. 

  • Widerstände „eins vor – zwei zurück“

    Eine prägende und immer wiederkehrende Erfahrung war, dass wir innerkirchlich vieles als eng und widerständig erfahren haben, außerkirchlich haben wir viel Offenheit erlebt. Zum einen haben viele Menschen mit der Kirche (der Pfarrei, dem Pastor, dem Bistum …) Erfahrungen gemacht, in denen Ablehnung, Verbote und Enge im Vordergrund standen. Für die Zukunft wird in der Pfarrei der Zukunft anderes erhofft, aber es bleiben die Bedenken. Das wiederum führt zu einem „Widerstand“ gegen diese Systeme, was zeigt, dass es den Menschen nicht gleichgültig ist, was aus der Kirche und ihren Gemeinden wird.

    Auch das wollen wir sagen: Schwierige Begegnungen gab es beim Zusammentreff en in pastoralen Gremien, vor allem mit Hauptamtlichen, was uns teilweise sehr erstaunt hat. Misstrauen und Ablehnung ist uns in dieser Form bisher beruflich noch nicht begegnet. Mit der Zeit konnten wir das so einordnen, dass wir glauben, dass es um unsere Rolle als Erkunder ging und nicht um uns als Menschen. Aber das zu schaff en, war nicht immer einfach. Zudem ist uns völlig klar, dass diese Erfahrungen auch nur exemplarisch waren.

    Außerkirchlich sind wir fast immer auf offene Ohren und Türen gestoßen. Viele Experten fanden den Ansatz der Erkundung gut und waren bereit, über ihr Verhältnis zur Kirche Auskunft zu geben. Das galt für dienstliche wie auch für private Sichtweisen. Hier gab es teilweise drastische Beschreibungen und Einschätzungen von der aktuellen Situation der Kirche und den Pfarreien.

    Gleiches gilt für Begegnungen im Bereich der Ökumene. In den anderen Kirchen gibt es eine hohe Kooperationsbereitschaft, die wir bei aller Beschäftigung mit unseren eigenen Themen nicht vergessen dürfen.

    Bei den Caritasverbänden versteht man sehr gut, was Erkundung im Sozialraum bedeutet. Dort arbeitet man schon vielfach so. Die Pfarreien der Zukunft können sich dort immer Rat und Hilfe holen!

  • Ehrenamtliche im Blick behalten

    Das vielfältige Engagement von vielen Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden und Verbänden wurde uns bei jedem Erkundungsprojekt deutlich. Das ist keine „neue“ Erfahrung – aber sie gehört unbedingt an dieser Stelle nochmals betont.

    Erkundung mit Miterkundern auf den Weg zu bringen, das braucht Zeit! Aber es lohnt sich für alle Beteiligten. Auch Ehrenamtliche hatten „Lernerfolge“, verstanden, dass sich erkundend ganz neue Perspektiven und Sichtweisen auftun [ DIE PROTOKOLLE].

    Wichtig ist, die Menschen vor Ort abzuholen, ihre Interessen und ihren Willen ernst zu nehmen und ihr Engagement zu fördern.

    Es gibt sie immer noch, die Menschen, die Spaß dran haben sich an kirchlichen Systemen zu orientieren und sich einzubringen, vor allem zu Themen, die ihnen wichtig sind. Sie brauchen Unterstützung in dem Bewusstsein „dass sie dürfen“ – damit sie sich zuständig fühlen und Verantwortung übernehmen.

    Was hilft Ehrenamtlichen in ihrem Tun? Für die Pfarrei der Zukunft brauchen sie schlanke Strukturen, kurze Wege zu Hauptamtlichen, überschaubare Arbeitsbereiche, das Wissen voneinander und auch eine verlässliche Erreichbarkeit ihrer Ansprechpartner. Und Anerkennung für das, was sie tun. 

  • Kooperationen und Strukturen

    Immer wiederkehrend waren natürlich Themen der Synodenumsetzung. Viele dieser Fragen werden sicher in den kommenden Monaten zu beantworten sein.

    Wie werden Einrichtungen (Caritas, Behinderte, ökumenische Projekte) Orte von Kirche? Welche Wege dorthin soll es geben?

    Es wird sowohl Aufgabe des Caritasverbandes, als auch der Pfarrei der Zukunft sein, diese Einrichtungen zu informieren und einzuladen, sich als Orte von Kirche zu benennen. Hierzu müssen Pfarrei der Zukunft und Caritas stärker kooperieren. Die Zugänge zu den entsprechenden Informationen und dem notwendigen Wissen muss zur Verfügung gestellt werden.

    Und zuletzt: wie werden die Themen aus der Erkundung so umgesetzt, dass daraus „Orte von Kirche“ entstehen. Sicher werden dafür Miterkunder sorgen. Kann es aber auch Aufgabe der Pfarrei der Zukunft (des Leitungsteams, des Rates der Pfarrei) sein, „von oben“ Erkenntnisse aus der Erkundung zum Handeln in der Pfarrei zu machen? Damit diese Zeilen nicht nur „geduldiges Papier“ bleiben? 

Zufälliges Fundstück statt ausführlichem Resumée

„Alle Jahre wieder ist die Bestürzung in den christlichen Kirchen groß, wenn die neue Mitgliederstatistik veröffentlicht wird. Gegen die Demografie ist auch die Kirche machtlos. Nicht aber gegen die 4900 Austritte in einem Jahr alleine in der pfälzischen Landeskirche. Von der reinen Zahl her sind das mehr als zwei Kirchengemeinden. Seit vielen Jahren kämpft die Landeskirche gegen diesen Trend. Zahlreiche Beratungsangebote sollen den Gemeinden helfen, vitaler zu werden, mit einem besseren Konzept an die Arbeit zu gehen, Ehrenamtliche besser einzubinden oder stärker in den Sozialraum der weltlichen Gemeinde hineinzuwirken. Zudem werden die Kirchengemeinden angehalten, mehr zu kooperieren und eigene Schwerpunkte herauszubilden. Und seit einigen Monaten gibt es auch die Möglichkeit, unverbindlich Neues auszuprobieren. Allein, die Entwicklung der Mitgliederzahlen beeindruckt dies bisher nicht.“

Dieses Fundstück auf evangelisch.de vom 13.08.2019, also während der Erstellung der Dokumentation zum Erkundungsprozess, beschreibt sehr schön, dass die großen Kirchen überall vor den gleichen Herausforderungen stehen. Auch manche Antwort ähnelt sich. Auch unsere Anregungen. Sie sind Ergebnisse unseres Erkundungsprozesses.